In 10 Minuten zum professionellen Webdesigner – kein Problem?

Einige Webhosting Provider bieten als Lockmittel auch einen Homepage Baukasten an. Auch einige Anbieter ohne Hosting Erfahrung, haben Baukastensysteme an den Markt gebracht.  In TV Werbespots wird dargestellt, das jeder – ganz ohne jegliche Vorkenntnisse – sich damit die perfekte Webseite selbst erstellen und damit das Geld für eine Webdesign Agentur sparen kann.  Es wirkt, als wäre die Erstellung der eigenen Webseite, damit ein Kinderspiel und die Webseite  mal eben in der Kaffeepause fertig.

Die Vorteile eines Homepage Baukasten.

Ja, es stimmt. Man braucht weder PHP noch HTML oder CSS Kenntnisse um eine Webseite mit einem solchen Web Baukasten zusammen zu klicken. Es muss vom Anwender kein CMS System installiert werden. Es gibt Vorlagen, aus denen man Themen-bezogen auswählen kann.  Eine einfache Seite ist recht schnell umgesetzt, zumindest wenn man sich nicht mit den Dingen aufhält, die eben nicht gehen und man auf individuelle Lösungen verzichtet.
Je nach Baukasten ist die Anzahl der Templates unterschiedlich, bei manchen Anbietern steht auch eine gewisse Fotoauswahl zur Verfügung, welche einfach einzubinden sind.

 

Warum nutzen Webdesigner und Agenturen dann nicht einfach Baukästen, wenn das so schnell, einfach und gut ist?

Ob sich der geneigte Interessent fragt, warum eine Agentur nicht einfach Baukästen nutzt und so auf teures, gelerntes Personal verzichtet? Tatsächlich finden sich einzelne Menschen, die nach etwas Übung mit Baukästen, den Sprung in die Selbstständigkeit machen und das Erstellen von Webseiten mit Baukästen, als „Webdesign“ verkaufen / anbieten – meist zum Leidwesen ihrer Kunden (Opfer) und in der Regel für viel zu hohem Preis, der nur auf den ersten Blick „billig“ wirkt.

 

Der wichtigste Nachteil – die Abhängigkeit.


Wenn Sie eine eigene Webseite erstellen, besteht diese nicht nur aus dem Grundgerüst und einem Template. Sie werden Texte schreiben und versuchen diese gut dar zu stellen. Sie werden Bilder einpflegen, Unterseiten erstellen und vielleicht sogar einen Newsbereich / Blog schreiben.

Wenn Ihr Anbieter / Provider nun Probleme macht? Eventuell erhöhen sich die Preise. Oder es kommt zu Ausfällen, die Seiten sind zu langsam oder es kommt zu Fehlermeldungen. Vielleicht streiten Sie sich mit dem Support oder mit den Abrechnungen gibt es ein Problem. Manchmal gibt es auch Probleme mit den E-Mails oder der Anbieter unterstützt etwas nicht, was man benötigt. Oder es gibt einen anderen Grund den Anbieter zu wechseln. Täglich wechseln tausende Kunden ihren Anbieter und ziehen mit ihren Domains zu einem anderen Provider, möchten ein anderes / besseres Angebot nutzen. Oder der Anbieter stellt den Tarif ein, oder geht Pleite.

Dann haben Sie verloren. Der Baukasten ist auf dem Server des Anbieters installiert und Ihre Webseite damit an diesen einen Anbieter gebunden – ihre Webseite ist zu 100% davon abhängig, dass Sie an diesen einen Anbieter gefesselt bleiben. Wenn Sie kündigen wollen – kein Problem, aber Ihre Webseite können Sie nicht mit nehmen, sie fangen wieder bei Null an.  Auch die ganzen Grafiken und Fotos aus den Datenbanken des Anbieters, dürfen Sie nicht weiter nutzen. Das Recht zur Verwendung ist an den Anbieter gebunden.

Die Template Auswahl

Um möglichst viele Kunden in ihre Abhängigkeit zu bringen, wird natürlich versucht einen äußerst überzeugenden Baukasten zu bieten. Entsprechend vielfältig sind bei vielen Systemen auch die Template Vorlagen. Es soll führ jeden etwas ansprechendes dabei sein.  Allerdings können Sie auch nur diese Vorlagen verwenden. Aus dem Pool von Hunderttausenden Vorlagen anderer Anbieter, können Sie keins wählen.
z.B. bietet Themeforest alleine über 46 Tausend Templates und Vorlagen nur für das CMS WordPress und über 1000 Vorlagen für Joomla. Keins davon, können Sie nutzen.

Die Template Anpassung

Es liegt in der Natur der Sache, dass sie die Templates des Baukastens, nur sehr eingeschränkt verändern können. Klar können Sie (zumindest meistens) Bilder und Texte austauschen und manchmal auch die Aufteilung in vorgegebenem Umfang ändern.
Aber da der Quellcode nicht editierbar ist, php , html, java, css, nichts davon geändert oder ergänzt werden kann – bleiben Sie schön artig in ihren bauKASTEN und verzichten auf individuelle Ideen.

Seo Optimierung

Mehr Aufmerksamkeit durch SEONatürlich können sie bei den meisten Baukästen heute h1, h2, h3 Überschriften verwenden, oft auch Titel-, Image-, Alt- Tags setzen. Aber zur Seo Optimierung gehört sehr viel mehr und vieles davon ist in einem Baukasten kaum zu realisieren. Eine Seo Agentur wird sich kaum die Mühe machen bei einer Baukastenseite über Optimierungen nach zu denken, denn da sind oft gerade mal die Basics möglich.

Entwicklung und Wachstum der Webseite

Eine Webseite ist normalerweise nicht statisch. Sie lebt von neuen Inhalten, entwickelt sich weiter. Sonst ist sie schnell verstaubt und wird auch in google nicht mehr gelistet, verschwindet in der Bedeutungslosigkeit hinter der Konkurrenz.  Für viele Ideen gibt es kostenlose oder kostengünstige Plugins. Egal ob es um eine Bilder Galerie mit tollen Funktionen geht. Um einen Veranstaltungskalender mit Detailinfos, Veranstaltungsort und Anmeldung. Ein ausgeklügeltes Formular mit Upload Funktion für einen Dateianhang. Eine Funktion um auf der Webseite in einer PDF zu „blättern“. Selbst Shop Funktionen lassen sich heute mit Plugins in eine Webseite integrieren.  Allerdings geht dies Alles selten mit irgend einem Baukastensystem.

Nachteil von „selber machen“.

Sie surfen seit Jahren durchs Internet und haben schon tausende Webseiten gesehen, also kennen Sie sich aus und wissen wie eine Webseite aussehen muss?
Ich trage seit über 40 Jahren Haare auf dem Kopf, hatte verschiedene Frisuren, Haarlängen, fasse sie täglich an. Ich habe auch schon viele tausende Menschen mit Frisuren gesehen, ich sollte wissen wie eine Frisur aussehen muss.
Vermutlich könnte ich mir oder anderen die Haare schneiden … dauert sicher nicht lange. Vermutlich wäre das aber keine so gute Idee…. es hat seinen Grund warum die Ausbildung zum Frisör ebenfalls Jahre dauert.
Ähnlich ist es mit der Erstellung einer Webseite. Die Ausbildung eines Grafikers oder eines Mediendesigners etc – dauert 3 Jahre.  Und danach braucht es noch eine ganze Weile Praxis, bis jemand gut genug ist um für unsere Kunden selbstständig Webseiten gestalten und umsetzen zu dürfen – nicht ohne Grund.

Es ist auch nicht damit getan eine Grafik Software bedienen oder html zu können. Es reicht auch nicht die Fähigkeit Bilder und Texte einer Vorlage auszutauschen. Es gibt Anforderungen an die Fotos. An das Seitenverhältnis, an die Aufteilung von Text und Bild. Es ist nicht immer leicht aus einer „Wall of text“ (auch Text-Wurst genannte lange Texte die niemand liest) eine Seite zu machen, die einen eben nicht erschlägt sondern zum Lesen anregt.  Auch die Wahl der richtigen Schriftart will gelernt sein, dazu gibt es mehr zu wissen, als ich in einen einzigen WordPress Artikel packen könnte.

Beispiel Fiasko, Bericht einer Kundin.

Vor 2-3 Jahren rief mich eine nette Dame an. Sie hat Ihre Webseite bei einem nicht näher genannten Konkurrenten in einem Baukasten erstellt. Sie hat sehr sehr viel Zeit investiert.  Etwa 4 Monate später, sind plötzlich Fehlermeldungen auf der Webseite aufgetaucht, die Sie nicht beseitigen konnte – also hat sie sich an den Support gewendet.
Dieser erklärte, dies käme vom Template. Das Template wäre veraltet und wird nicht weiter angeboten, sie solle sich ein anderes installieren. Die gute Frau war am Boden zerstört, denn damit war ihre komplette Webseite im Eimer.
Natürlich wird der Support für jedes Template auch irgendwann mal eingestellt. Kauft man eine Template Lizenz – dann meist inklusive 6 Monate Updates und Support. Das lässt sich dann verlängern. Irgendwann bietet der Anbieter (des Templates) keinen Support und keine Updates mehr an. Aber dann funktioniert es in der Regel immer noch etliche Monate, in denen man sich langsam darauf einstellen kann, es austauschen zu müssen. Geht etwas schief – Backup.  Aber ein template anzubieten, welches 4 Monate später dann spontan nicht mehr funktioniert und kein Update mehr bekommt, wo einfach ohne Vorwarnung die Webseite von einem auf den anderen Tag weg ist… das ist schon wirklich übel.

Das große Risiko – fehlende Beratung.

Was auf jeden Fall fehlen wird, ist der Profi an Ihrer Seite, der mit all diesen Dingen viele Jahre Erfahrung hat.  Das Risiko ist oft nicht nur, dass Sie Ihre Zielgruppe nicht erreichen oder zu lange Texte nicht gelesen werden. Auch das die Webseite auf dem Handy vielleicht nicht gut aussieht oder das Video viel zu lange läd.
Ist der Link zu Ihrem Impressum auch immer  von überall zu erreichen, ohne das man lange scrollen muss? Haben Sie für die google Statistik auch einen Vertrag mit google abgeschlossen? Sie nutzen ein Formular oder Kommentarfunktion in der Seite – haben Sie das dann notwendige SSL Zertifikat und haben sie beides in Ihrer Datenschutzerklärung erwähnt?
Sie nutzen eine google map auf der Webseite – wissen Sie, das dies ohne den Besucher vorher zu fragen, richtig teuer werden kann? Und nein .. es reicht nicht in die Datenschutzerklärung rein zu schreiben, das man ungefragt Daten an Dritte gegeben hat.

Baukästen als Köder, Fessel und falsche Fährte.

Für uns ist ein Baukastensystem eine Möglichkeit Kunden mit der Illusion von Freiheit und „selber machen“ unter Druck zu setzen, bei uns zu bleiben. Jeder Kunde der bei uns einen Homepage Baukasten nutzen würde, könnte ebenfalls nicht mehr mit seiner Webseite den Anbieter wechseln – egal ob wir wollen oder nicht.

Jedem Kunde (Leihe) der sich eine Webseite mit einem Baukasten zusammen klickt,  fehlt eine kompetente Beratung. Das Risiko für Abmahnungen durch unwissentlich gemachte Fehler steigt. Die Webseiten eines Baukastens können sich kaum entwickeln, stoßen im Wachstum, in der Entwicklung, eben in den individuellen Möglichkeiten immer wieder an ihre Grenzen.

Spätestens im kommerziellen Bereich, also für Firmenwebseiten – ist ein Baukasten für uns absolutes no-go. Es gibt nur eine einzige Chance für einen „ersten Eindruck“. Die Webseiten Erstellung einer Firmen-Webseite sollte lieber von erfahrenen Webdesignern erledigt werden.

Im Support-Alltag, im täglichen Gespräch mit Webhosting Kunden, sehen wir sehr sehr sehr viele Webseiten. Dem Leihen fehlen da oft viele Informationen. Das Counter keine gute Idee sind. Das alle Text Bausteine mit Gewalt durch Farben, Fettschrift, Großbuchstaben hervorzuheben… das Gegenteil des gewünschten bewirkt. Das niemand Lust hat, eine Textwand zu lesen, sei sie auch noch so informativ.
Das Fotos nicht einfach kopiert werden dürfen. Das selbst bei Bilderdatenbanken gekaufte Bilder, nicht bedingungslos und nicht überall eingesetzt werden dürfen. Das SSL Zertifikate (https) nicht für jede Seite Pflicht ist – aber dennoch Pflicht bei den meisten Webseiten.
Ob und wie man Facebook Buttons einsetzen darf oder nicht.  Wie man nachschaut, ob die Webseite Daten an Dritte weiter gibt oder nicht, denn kaum ein Leihe weiß überhaupt, dass seine Webseite nicht so „artig“ ist, wie sie aus sieht.

Homepage Baukasten. Kostenlos oder teuer?

Es gibt Homepage Baukästen die nicht von Providern stammen und teilweise kostenfrei angepriesen werden. Will man dann allerdings eine echte Domain nutzen, E-Mail Postfächer oder DNS Einträge editieren – oder gar ein benötigtes SSL Zertifikat registrieren, wird es schnell richtig teuer und ein herkömmlicher Hoster wäre vielleicht doch günstiger gewesen.

Eine Baukasten Webseite kann auf vielen Wegen „teuer zu stehen“ kommen. Durch mangelnde Beratung und Erfahrung erhöht sich nicht nur das Risiko teurer Abmahnungen.  Wer für eine Firma auf die selbst gemachte Webseite setzt, riskiert negatives Feedback und ausbleiben des erhofften Erfolges.  Die gewünschte Zielgruppe wird nicht angesprochen oder die Webseite hat in den Suchmaschinen keine Chance „nach oben“ zu kommen und wird einfach nicht gefunden.  All dies kostet im glücklichsten Fall – nur Geld, im schlimmsten Fall die finanzielle Existenz, den Erfolg.

Ein Homepage Baukasten wird gerne als die kostenlose,  kinderleichte Lösung angepriesen – kann aber auch richtig teuer werden.